Hinweise auf "Ausländerkinder-Pflegestätten" (AKPS) in Schleswig-Holstein in der Datenbank www.krieggegenkinder.de

 

Elmschenhagen (Kiel) - "Polizeibaracke Elmschenhagen"

 

Irene Dittrich: "Eine weitere Einrichtung besonderer Art gab es in Elmschenhagen neben oder auf dem Gelände des Lagers Süd II: die "Polizeibaracke Elmschenhagen", ein "Entbindungsheim" für Zwangsarbeiterinnen aus Polen und der Sowjetunion." "So wurde auch in Kiel ein "Entbindungsheim" mit "Ausländerkinder-Pflegestätte" eingerichtet. Die Zwangsarbeiterinnen mussten kurze Zeit nach der Entbindung wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, ihre Kinder verblieben in der Polizeibaracke und wurden dort von Polinnen und Sowjetbürgerinnen, die selbst schwanger waren oder eigene Kinder in der Einrichtung hatten, betreut."

"Nach Aussagen von Dr. med. Derlich, Leiter der Hauptabteilung Gesundheit und Volksschutz der DAF in Vertretung für den zur Wehrmacht eingezogenen Leiter Dr. Werner Laumann, sollen in der "Ausländerkinder-Pflegestätte" ein Lagerarzt, eine russische Ärztin und eine Hebamme gearbeitet haben. Über die Größe dieser Einrichtung, die Anzahl der dort geborenen Kinder oder die Sterblichkeitsrate liegen keine weiteren Informationen vor. Bekannt ist nur, dass bei einem Bombenangriff am 24. Juli 1944 allein 24 Frauen und 29 Kinder starben. Sie sind auf dem Friedhof Eichhof im Gräberfeld 61 beerdigt. Säuglinge und Kleinkinder der polnischen und sowjetischen Zwangsarbeiterinnen wurden aber auch auf anderen Kieler Friedhöfen begraben."[1]

Jörg Tillmann-Mumm: "Die Anzahl der toten Mütter und Säuglinge legt den Verdacht nahe, dass es sich womöglich bei der Polizeibaracke und der Baracke für Wöchnerinnen im Gemeinschaftslager Süd III um ein und dasselbe Gebäude gehandelt hat."[2]

Jan Klussmann: "Da jedoch alle getöteten Kinder noch in der Ukraine zur Welt gekommen waren, ist anzunehmen, dass es sich um Mitglieder von Familien handelt, die während des deutschen Rückzugs verschleppt wurden." Es soll in diesem Lager eine Schule gegeben haben.[3]

 


Literaturhinweise:

[1] Irene Dittrich: Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu den Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945 (Hrsg. Studienkreis Deutscher Widerstand), Bd. 7/1: Schleswig-Holstein I. Nördlicher Landesteil, Frankfurt/M. 1993, Seite 60f.

[2] Jörg Tillmann-Mumm: Der 'Fremdarbeitereinsatz' in der Kieler Rüstungsindustrie 1939-1945, [Masch.] Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Grades eines Magister Artium (M.A.) der Philosphischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel 1999,S.74 Anm.217.

Jan Klussmann: Zwangsarbeit in der Kriegsmarinestadt Kiel 1939 -1945, Bielefeld 2004, S.139 f.

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© Uwe Fentsahm (Brügge, März 2021)