Hinweise auf "Ausländerkinder-Pflegestätten" (AKPS) in Schleswig-Holstein in der Datenbank www.krieggegenkinder.de

 

Winnert (Kreis Husum) - "Russenlager Winnert"

 

Nils Köhler schrieb 2004, dass auf dem "Allgemeinen Friedhof" der Stadt Husum "zwischen dem 17. April 1943 und dem 8. April 1945 insgesamt acht Kinder ausländischer Herkunft bestattet worden" sind. Dabei handelte es sich um sieben sowjetische und ein polnisches Kind. Sieben dieser Kinder waren in Winnert gestorben und eins in Ostenfeld.[1]

Köhler bezog sich dabei auf ein Dokument aus den Arolsen Archives, das nachfolgend abgebildet wird:

(Aolsen Archives Nr.70668162)

Dieses Dokument macht deutlich, dass es sich tatsächlich um sieben sowjetische und ein polnisches Kind gehandelt hat. Sieben dieser acht Kinder sind in Winnert verstorben. Lediglich Nicolai Michewitsch verstarb nicht in Winnert, sondern in Ostenfeld. Auffällig ist bei den Geburtsdaten, dass die drei jüngsten Kinder in Winnert geboren wurden. Die "älteren" Kinder sind alle (bis auf Nicolai Michewitsch) in Husum geboren worden, wahrscheinlich im dortigen Kreiskrankenhaus.

Köhler geht davon aus, dass das Kreiskrankenhaus Husum über eine Entbindungsstation für (zwangsweise im Landkreis Husum beschäftigte) Polinnen und "Ostarbeiterinnen" verfügte.[2] Der Verdacht liegt nahe, dass man sich im Frühjahr 1944 - aus Gründen der Überlastung im Kreiskrankenhaus - dazu entschlossen hat, im ländlichen Winnert eine gesonderte Entbindungsmöglichkeit zu schaffen.

Inwieweit es in Winnert auch eine vollumfängliche "Ausländerkinder-Pflegestätte" gegeben hat, muss noch genauer überprüft werden: In der Sterbeurkunde für Eugenia Iwanowa ist vermerkt, dass sie in Winnert geboren wurde, dort wohnte und im örtlichen "Russenlager" verstorben sei. Das könnte bedeuten, dass das erwähnte "Russenlager" in Winnert eine vollumfängliche AKPS gewesen ist.

Ein zweites Dokument aus den Arolsen Archives macht deutlich, dass Nils Köhler mit seiner (oben erwähnten) Vermutung von 2004, die verstorbenen Kinder seien alle auf dem "Allgemeinen Friedhof" der Stadt Husum begraben worden, nicht richtig gelegen hat: Es handelte sich vielmehr um den Friedhof im nahegelegenen Ostenfeld.

(Aolsen Archives Nr.70668150)

 


Literaturhinweise:

[1] Nils Köhler: Das Schicksal der "Ausländerkinder" in Nordfriesland - eine historische Recherche, In: Danker, Uwe u.a. (Hg.): Zwangsarbeitende im Kreis Nordfriesland 1939-1945, Bielefeld 2004, S.233.

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© Uwe Fentsahm (Brügge, März 2021)