Die 34 verstorbenenen Kinder aus der "Ausländerkinder-Pflegestätte" in Wursterheide sind nicht "einfach verscharrt" worden! [In den Beständen des Arolsen Archives wurde jetzt ein Plan des "Ausländerfriedhofes" in Spieka gefunden]
[ALF Spieka (Arolsen Archives ID 101102508). Auf das Dokument wurde der Autor von Rolf Schwarz (Rendsburg) hingewiesen.]
Die vierte Reihe auf dem Plan ist ausdrücklich mit dem Zusatz "Kinder" beschriftet. Von Nikolai Rendja wissen wir, dass er auf dem "Ausländerfriedhof Spieka" (Reihe 4, Nr.9b) bestattet worden ist. Gleiches gilt für Lydmilla Suchenko. Allerdings scheint hier die Grabbezeichnung "Reihe 4, Nr.15" unvollständig zu sein, denn es gab Nr.15a und Nr.15b. Insgesamt ergibt sich aus dem Plan, dass 17 x 2 = 34 Kindergräber auf dem Friedhof vorhanden gewesen sind. Das legt die Vermutung nahe, dass auch alle anderen in der AKPS Wursterheide verstorbenen Kinder hier beerdigt wurden.
Eine Bestätigung für diese Vermutung lässt sich nur dadurch gewinnen, dass das zuständige Kirchenarchiv aufgesucht wird. Hier müsste es das zum "Ausländerfriedhof Spieka" gehörende Beerdigungsregister geben, in dem dann namentlich aufgelistet ist, welches Kind in welchem Grab beerdigt wurde.
Auf dem Plan ist deutlich zu erkennen, dass der Friedhof am "Oxstedter Weg" gelegen hat. Heutzutage findet man den ALF Spieka an der Kreuzung Kiebitzhörn/Scharnstedter Weg. Dieser scheinbare Widerspruch konnte mit Hilfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (Niedersachsen) gelöst werden. Der Bildungsreferent des Volksbundes-Niedersachsen, Herr Boese, versicherte dem Autor in e-mails vom 23. und 25.2.2021: "Der Friedhof wurde nicht verlegt, sondern befindet sich noch am selben Ort, wo er seinerzeit angelegt wurde. Nur die Straßenbezeichnungen haben sich im Zuge von Eingemeindungen geändert."
"Ein Teil der Gräber in der vierten Reihe ist in den 1950er Jahren überbettet worden. Diese können leider nicht wieder hergestellt werden. Für diese Kinder soll aber ein Gedenkstein errichtet werden. Die Gemeinde wollte das nach einem Ortstermin im Frühsommer 2020 in Angriff nehmen und dafür Mittel des Niedersächsischen Innenministeriums beantragen."
Herr Boese erklärte, dass der "Ausländerfriedhof Spieka" durchaus nicht in Vergessenheit geraten sei: "Derzeit erarbeite ich mit der Geschwister-Scholl-Realschule Altenwalde eine Geschichts- und Erinnerungstafel (GET), die das Schicksal der dort Bestatteten einer interessierten Öffentlichkeit ins Bewusstsein rufen soll. Auch die AKPS in Wursterheide wird dort thematisiert werden."
Zurück Copyright: Uwe Fentsahm (Brügge). Alle Rechte vorbehalten!